Ich habe, besser gesagt ich musste mich nach der zweiten Variante für eine Lehre entscheiden und wollte Koch werden. Nachdem alle Voraussetzungen geschaffen waren, Ausbildungsstelle, Eintrittsterminusw. kam doch alles anders wie geplant.
Wie aus heiterem Himmel entschied mein Vater: Lieber Bub, du wirst die Kochlehre nicht antreten sondern, du erlernst den Tischlerberuf. Ich fragte meinen Vater wieso ich auf einmal Tischler werden soll?
Er antwortete mir: Der Tischlermeister aus dem Nachbarort sucht dringend einen Lehrling und da habe ich an dich gedacht und auch gleich zugesagt. Ja so schnell wird eine junger Bub statt Koch halt Tischler, egal dachte ich mir, wenn das Vaters Wunsch ist dann wirst eben Tischler, und so ist es dabei geblieben, ich war damals ein wenig traurig, freue mich aber heute immer noch, Tischler zu sein!
Nach 3-jähriger Lehrzeit schloss ich die Lehre mit der Gesellenprüfung erfolgreich ab und war somit ein frisch gebackener Tischlergeselle. Wie es aber immer so schön heißt - soll man auch andere Tischlereien und Arbeitsmethoden kennenlernen - also bewarb ich mich in einer mittelgroßen Tischlerei mit ca. 15 Mitarbeitern, um dort erst einmal mein in der Ausbildung erlerntes KÖNNEN doch weiter aufzufrischen und die eigentlichen Voraussetzungen für einen Tischler später mal zu erfüllen.
Meine Bewerbung verlief positiv und somit habe ich mich in diesem Betrieb sehr gut fortbilden können, ja es war eine sogenannte 2. Lehrzeit!
Nach knapp 2 Jahren wollte ich noch einen weiteren Betrieb kennenlernen und wechselte dann auch ganz schnell dorthin, ehrlich gesagt war auch das Gehalt für diesen Wechsel massgebend!
Alles wunderbar, die Chefleute, die Kollegen das Betriebsklima genauso gut wie im Betrieb davor, aber wie das eben so ist, ein junger Bursche, damals 19 Jahre alt, muss zum Militär. So geschehen, knapp 3 Monate auf der neuen Stelle, kam der Befehl, meinen Wehrdienst anzutreten.
Ich entschied ich mich freiwillig auf 15 Monate, damit ich nach der Grundausbildung bei der Militärmusik Steiermark mitwirken durfte. Dort angekommen, verlängerte ich 2 mal weitere 6 Monate, um eventuell
später irgendwann Berufsmusiker zu werden.
Doch falsch gedacht, alles kam wieder anders, ich erinnerte mich an damals, als ich Koch werden wollte und mein Vater ……1
Ich entschied mich, nach 27 Monaten Soldatenleben, abzurüsten um wieder in meinem erlernten Beruf zurückzukehren, weiter lernen und die damals erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse weiter aufzustocken.
Aber ich wollte dies nicht in der Heimat, sondern wenigstens für 1-2 Jahre in der Schweiz oder in Deutschland tun. Ein guter Bekannter aus Deutschland wusste von meinem Vorhaben und hat mich überzeugt, ins Rheinland nach Düsseldorf zu gehen, hier wäre die Sprache doch etwas hochdeutscher als in der Schweiz, nein Spass beiseite, es waren einfach die von ihm besorgte Arbeitsstelle, die Wohnung und eben seine Familie, alles Dinge die ich, wäre ich in die Schweiz gefahren, selber im Vorfeld anfragen und erledigen hätte müssen, von Bedeutung.
Also bin ich den bequemeren Weg gefolgt und am 26.10.1972 - übrigens wird dieser Tag in Österreich als Nationalfeiertag gefeiert - ins schöne Rheinland gereist. Das Rheinland kannte ich, ehrlich gesagt, nur vom Karneval.
Obwohl mir die neue Umgebung gefiel, dachte ich immer wieder, Augen zu und durch, ich wusste ja, nach 2 Jahren ist auch dieses Intermezzo vorüber. Aber, wie schon öfter, es kam wie es kommen sollte: Die neue Arbeitsstelle in Düsseldorf gefiel mir sehr gut, wofür ich meinem Bekannten sehr dankbar bin, weil er sie mir ja besorgte, mein neuer Chef, mein vorgesetzter Betriebsmeister und eben fast alle Kollegen waren sehr nett zu mir und erleichterten mir somit wesentlich, mich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Sie müssen sich vorstellen, zu der Zeit war ich 21 Jahre alt und kam von
einem 500 Seelenort, ok. mit Ausnahme der Militärzeit in Graz, in eine angesehene Großstadt, für mich in der damaligen Zeit jedenfalls eine große Umstellung und Herausforderung zugleich.
Nach einigen erfolgreichen Jahren, genauer gesagt vier, fiel mir ein weiser Satz ein und zwar: Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg! Also meldete ich mich für die Meisterprüfung bei der HWK Düsseldorf an. Die Meisterprüfung in Form einer Tagesschule zu machen, dazu riet mir ein damaliger Arbeitskollege und heutiger Freund, er absolvierte diese nämlich nach 3-jährige Abendschule - schrecklich, nie wieder,diese Worte höre ich heute noch-----.
Gesagt, getan - nach knapp 1 Jahr Schulbesuch kamen die 1. theoretischen Prüfungen auf mich zu. Gut vorbereitet bestand ich diese zu aller Zufriedenheit und jetzt galt es noch, die praktische Prüfung in Form eines Meisterstücks und einer Arbeitsprobe zu schaffen. Das Meisterstück durfte ich bei meinem Chef in seinem Betrieb anfertigen, worüber ich mich sehr freute. Kurz nach Fertigstellung war auch dieser Prüfungstermin - einfach schwer, nicht nur mein auserwähltes Meisterstück, ich baute eine Art Hausbar, natürlich aus/in Palisander, ein eben typisches Chefholz. Ende gut, alles gut, bestanden hurra!
Ab jetzt durfte ich mich Tischlermeister nennen, schön, war auch sehr stolz auf mich, trotzdem - jetzt musste ich mich betrieblich wieder neu orientieren! In dem Betrieb, in dem ich für das Jahr Schule freigestellt wurde, hätte ich wieder arbeiten dürfen, aber als Geselle. Das wusste ich, 1. war da ja ein souveräner Betriebsmeister am Werke, 2. hätte ich als
Jungmeister niemals den Anforderungen entsprochen, geschweige dem, alle Voraussetzungen für eine solche Position erfüllen können. Mit den Meisterbrief in der Tasche fiel es mir natürlich nicht leicht, weiter als Geselle zu arbeiten, aber Geld musste ja auch verdient werden. Trotzdem sprang ich ins kalte Wasser, kündigte meine sichere Arbeitsstelle und musste mich, wie so Viele, leider arbeitssuchend melden. Doch es dauerte genau 2 Monate bis ich die erste Stelle als Meister vom damaligen Arbeitsamt in einer kleineren Tischlerei zugeteilt bekam. Nach einem meinerseits gut vorbereiteten Vorstellungsgespräch stellte mich der Betriebsinhaber alsbald ein.
Wieder eine sehr schöne, erfolgreiche, aber auch andere Zeit - neue Pflichten, Umdenken, Mitarbeiterführung, Ausbildung, Terminierung, Kundenbetreuung, Auftragsabwicklung, Produktion, Verantwortung und vieles mehr erforderten nicht nur mehr Arbeitszeit, sondern bedeutete auch Einschränkungen im Privatleben, schließlich hatte ich inzwischen ja auch eine junge Familie!
Mein neuer Chef hat mich in jeder Hinsicht immer sehr unterstützt, er wusste um meine Erfahrung als Meister ja Bescheid, dafür danke ich ihm heute noch - aber auch ich habe nicht nur gearbeitet, sondern mich mit der neuen Funktion auseinandergesetzt und bin dadurch immer mehr meinen einstigen Traum, mich irgendwann selbständig zu machen, eine eigene Tischlerei zu besitzen, ein gutes Stück näher gekommen.
Nach 2-jähriger Meistertätigkeit wagte ich den Schritt zum Unternehmer und gründete 1979 meinen Betrieb in Düsseldorf - Gerresheim. Im selben Jahr trat ich der Innung bei, mittlerweile liegen 33 Jahre ununterbrochene Mitgliedschaft hinter mir. Glücklich, zufrieden, gedanklich das erwünschte Ziel erreicht zu haben führte ich meinen jungen Betrieb sehr gewissenhaft, das 1. Jahr war wie geahnt nicht einfach, die Aufträge waren sehr schwierig als Neuer zu bekommen, danach wurde die Arbeit immer mehr, ich konnte Mitarbeiter beschäftigen und Auszubildende einstellen. Letzteres lag mir doch sehr am Herzen und somit entschied ich mich, fast jedes Jahr einen Lehrling einzustellen, nicht alle, aber viele davon sind heute
auch Tischlermeister und zum Teil eigene Betriebsinhaber, herzlichen Glückwunsch, ich freue mich für meine ehemaligen Auszubildenden!
Jahr für Jahr ist die Anzahl der Kunden gewachsen und somit auch der Betrieb - heute darf ich auf ein 33-jähriges , gestandenes und eingesessenes Unternehmen zurückblicken, für dessen Aufgaben ich mich nach wie vor
mit Freude, Leidenschaft und viel Sorgfalt einsetze und alles unternehme, um den Anforderungen meines Unternehmens
und den Wünschen meiner sehr verehrten Kunden gerecht zu werden.
Am Ende möchte ich mich, auch im Namen meiner Familie, bei allen meinen sehr verehrten und geschätzten Kunden und Geschäftspartnern für das stets entgegengebrachte Vertrauen ganz herzlich bedanken und meine Geschichte mit
einem weisen Satz, welchen mir meine Eltern mit auf den Weg gaben, beenden:
Du kannst im Leben alles verlieren, aber verliere niemals dein Gesicht!